HPV Infektion und Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

(Quelle: österr. Krebshilfe, Bundesministerium für Gesundheit, BMASGK)

Die WHO schätzt, dass etwa 18 % der Krebserkrankungen weltweit auf chronische (persistierende) Infektionen mit Viren, Bakterien oder Parasiten zurückzuführen sind. In westlichen europäischen Ländern liegt das Risiko bei über 5 %.

Welche Erkrankungen können durch HP-Viren ausgelöst werden?

Genitalwarzen, Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs, Vulvakrebs, Peniskrebs, Analkrebs, Kehlkopfkrebs, Rachen- und Mandelkrebs.

Humane Papillomviren (HPV)

Humane Papillomviren sind weit verbreitete Viren, mit denen sich sowohl Männer als auch Frauen infizieren können. Mehr als zwei Drittel der Menschen (Männer, Frauen – auch Kinder) infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV – ohne dass sie es wissen oder bemerken. Die Übertragung von HPV erfolgt am häufigsten durch sexuellen Kontakte. HPV kann aber auch durch einfache (Haut-)Kontakte übertragen werden. Sie können hochansteckende stark wachsende Hautveränderungen im Genitalbereich verursachen.

Es existieren etwa 150 HPV-Typen. Bestimmte HPV-Infektionen sind am Anfang beschwerdefrei, können aber später Krebs verursachen. Auch wenn sie das nicht tun, sind sie trotzdem unangenehme und hartnäckige Krankheitserreger. Unter diesen HPV-Typen zählen die HPV-Typen 6 und 11 zu den häufigsten warzenverursachenden Typen. Sie sind zu 90 % für die Bildung von Genitalwarzen verantwortlich. 4 von 5 Frauen und Männern stecken sich im Lauf ihres Lebens mit genitalem HPV an, 1% der sexuell aktiven Personen leiden unter Genitalwarzen.
Bestimmte Typen der HP-Viren sind mit einem hohen Risiko („high risk“) für eine Krebserkrankung behaftet. In Europa sind die Typen 16 und 18 die häufigsten onkogenen (krebserregenden) HPV-Typen, die zu Krebsvorstufen und in weiterer Folge zu Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs und Krebs der Schamlippen, Penis- und Analkrebs sowie zu Krebsformen im Bereich des Rachens und des Kehlkopfes führen können, gerade dort ist eine Behandlung schwierig und sehr belastend.
In Österreich erkranken jedes Jahr 500 bis 550 Frauen an invasivem Gebärmutterhalskrebs. Laut Statistik Austria sterben daran jährlich 150 bis 180 Patientinnen, meist im Alter unter 40 Jahren. Auf Österreich umgelegte Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen sogar von jährlich 600 Erkrankungen mit gar rund 300 Todesopfern aus. Außerdem müssen in Österreich Jahr für Jahr rund 5.000 Frauen ins Spital, weil bei ihnen – per Impfung vermeidbare – Vorstufen zu Gebärmutterhalskarzinomen entfernt werden müssen.

Impfung gegen HPV

Nach jahrelanger Forschung und Nachweis der Wirksamkeit in klinischen Studien sowie weltweiten Zulassungsverfahren sind seit 2006/2007 Impfstoffe gegen Humane Papillomaviren verfügbar und in über 120 Ländern zugelassen. Seit 2016 ist in Österreich ein weiterer HPV-Impfstoff mit einem größeren Spektrum verfügbar.
Die Österreichische Krebshilfe spricht eine klare Empfehlung für die HPV-Impfung aus und hat auch eine Internet-Plattform eingerichtet, auf der die führenden ExpertInnen zu dem Thema Stellung beziehen. Die Impfung senkt das Risiko für Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90%.
Die Wirkung von HPV ist heimtückisch, wie Univ.Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien, erklärt: „Eine Infektion mit HPV verläuft zunächst langsam, unentdeckt und ohne Krankheitsymptome, bis es schließlich zur Krebsveränderung kommt.“ Wiedermann-Schmidt weiter: „Fast alle Erkrankungen an Gebärmutterhalskrebs werden durch Infektionen mit HPV ausgelöst. Da es eine wirksame und sichere Impfung gibt, soll sie auch eingesetzt werden.
Die HPV-Impfung verhütet Infektionen mit dem über sexuelle Kontakte übertragbaren Virus, das laut den Erkenntnissen der Wissenschaft hinter fast allen Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen steckt. Kondome verhindern eine Ansteckung mit Humanen Papillomviren (HPV) zum Teil, aber nicht vollständig. Während die Tests eine Früherkennung von Vorstufen bzw. Karzinomen erlaubt, wäre die HPV-Impfung eine echte Krebsverhütung. Bei mehr als 400 Mio. verabreichten Dosen der HPV-Vakzine haben sich bisher keine Nebenwirkungen gezeigt.

Impfung in unserer Ordination

Empfohlen wird die Impfung für alle sexuell aktiven Frauen, vor allem, wenn es keinen fixen Partner gibt. Auch Frauen, bei denen bereits einmal auffällige Abstriche und/oder Genitalwarzen gefunden worden sind, ist die Impfung anzuraten. Sie können insofern profitieren, als es sich meist um eine Mischinfektion aus verschiedenen Virustypen handelt. Es gibt Reaktionen der entstehenden Antikörper mit anderen Virustypen gegen die der Impfstoff nicht direkt gerichtet ist, die Impfung könnte aber weniger wirksam sein als bei Frauen, die nie eine Infektion mitgemacht haben.
Da auch Männer Feigwarzen bekommen können, ist auch bei ihnen die Impfung empfehlenswert.
Die Anzahl von Krebserkrankungen im Mund-Rachenraum bedingt durch HPV 16 steigt stark an. Die Impfung ist also auch ein Schutz vor diesen oft spät erkannten und schlecht heilbaren Erkrankungen.

Wo kann geimpft werden?

Der Impfstoff Gardasil 9 ist in unserer Ordination lagernd. Die Impfung besteht aus drei Teilimpfungen: der Impfung, einer Auffrischung nach zwei Monaten und einer dritten Teilimpfung nach sechs Monaten. In besonderen Fällen können die Intervalle auch verkürzt werden. Nach vorläufigen Daten ist eine Auffrischungsimpfung nach der Grundimmunisierung in späteren Jahren nicht notwendig.

Was kostet die Impfung?

Trotz Senkung des Apothekenpreises ist die Impfung leider nicht ganz billig: Der Preis pro Impfung ist im Juli 2020 angestiegen und beträgt nun 180 €, für einen ausreichenden Schutz sind drei Impfungen notwendig. Die Krankenkassen decken diese Kosten leider nicht, einige Zusatzversicherungen übernehmen die Kosten zumindest teilweise.

HPV-Impfung im Rahmen des Kinderimpfprogramms

Das HPV-Kinderimpfprogramm wird vom Bund, von den Ländern und vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger finanziert. Zum Einsatz kommt seit Sommer 2016 der HPV-Neunfachimpfstoff.

In der Schule: Kostenlose HPV-Impfung ab dem 9. Geburtstag bis zum vollendeten 20. Lebensjahr.

Es werden 2 Teilimpfungen verabreicht.

Impfen können Sie in den Impfzentren der Stadt Wien oder in den Gesundheitsämtern.

Empfehlungen zur HPV-Impfung

  • Alle Jugendlichen zwischen dem 9. und dem vollendeten 20. Lebensjahr sollten am HPV-Impfprogramm teilnehmen.
  • Alle Mädchen/Frauen und Buben/Männer bis zum 21. Geburtstag – auch wenn sie bereits geschlechtsaktiv sind – profitieren von der HPV-Impfung.
  • Herdenschutz – kollektiver Schutz. Die HPV-Impfung schützt vor einer Reihe von HPV-assoziierten Krebsformen. Darüber hinaus können Frauen und Männer sowohl „Träger“ als auch „Überträger” einer HPV-Infektion sein. Durch die Impfung wird ein Beitrag zur Entwicklung eines Herdenschutzes geleistet.
  • Männer und Frauen mit reduzierter Immunabwehr. Auch Männer und Frauen mit geschwächten Abwehrkräften infolge von z. B. Organtransplantation, Chemotherapie oder HIV-Infektion profitieren von der HPV-Impfung.
  • Die Impfung ist für alle Menschen ab dem 9. Geburtstag zugelassen.
  • Empfohlenes Vorgehen, wenn bereits eine oder mehrere Impfungen gegen HPV erfolgt sind (mit 1 oder 2 Dosen (altersabhängig) HPV-Zweifach- oder HPV-Vierfach-Impfstoff): Die Impfserie soll mit dem gleichen Impfstoff beendet werden, mit dem sie begonnen wurde oder kann mit dem Neunfach-Impfstoff abgeschlossen werden, wobei der Schutz dann nur gegen die 2 bzw. 4 Typen gegeben ist, gegen die eine vollständige Impfserie erfolgt ist.
  • Wenn die Impf-Serie ordnungsgemäß abgeschlossen wurde: Nach der Impfung mit den beiden oben genannten Impfstoffen besteht bereits ein breiter Schutz gegen die wichtigsten, krebsverursachenden HPV-Typen. Durch die Impfungen werden beispielsweise über 70 % der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindert. Der 9-fach-Impfstoff deckt hier weitere 20 % ab.

Welch großen Nutzen eine flächendeckende HPV-Impfung hat, zeigt das Beispiel Australien:

Dazu Univ. Prof. Dr. Elmar A. Joura von der Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien: „In Australien ist ein sehr breites Impfprogramm bei Mädchen und jungen Frauen von elf bis 26 Jahren durchgeführt worden. Hier ist es in nur zwei Jahren nach Beginn des Impfprogramms zu einem Rückgang der Genitalwarzen um über 60 Prozent gekommen.
Vor kurzem ist eine Studie erschienen, die nachgewiesen hat, dass bei jungen Frauen in Australien jetzt auch die Krebsvorstufen am Gebärmutterhals rückläufig sind. Die Studie ist in der durchaus kritischen britischen Medizin-Fachzeitschrift „The Lancet“ erschienen. Sie ist ein Bericht über einen Rückgang der Häufigkeit von hochgradigen Gebärmutterhals-Abnormitäten (bis hin zu einem noch nicht invasiven Karzinom) innerhalb von drei Jahren nach Einführung eines flächendeckenden HPV-Impfprogramms. Dieser Rückgang begann bald nach Beginn des Impfprogramms. Die Wissenschaftler hatten penibel die Häufigkeit solcher Zellveränderungen, welche dem eigentlichen Gebärmutterhalskrebs zeitlich (auch lange) voran gehen, durch Krebsabstriche dokumentiert. Die Studie erfolgte über einen Zeitvergleich vor und nach Einführung des Impfprogramms. Die in Australien verwendete Vakzine verhinderte bereits in klinischen Untersuchungen rund 70 Prozent solcher Langzeitwirkungen. Jetzt liegt mit der „Lancet“-Veröffentlichung offenbar der erste handfeste Hinweis dafür vor, dass ein landesweites Impfprogramm einen signifikanten Effekt hat. Die Hoffnung besteht, dass Australien bis 2030 diese Erkrankungen ausgerottet haben wird.

Ganz wichtig zum Schluss:
Die Impfung ist vielversprechend, ersetzt aber keinesfalls die regelmäßige Kontrolle des Krebsabstriches. Der erste Krebsabstrich sollte nach Aufnahme des Sexuallebens, spätestens ab dem 21. Lebensjahr abgenommen werden.