Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren

Geschlechtshormone steuern nicht nur den Regelzyklus der Frau, sie sind auch an vielen anderen Vorgängen im Körper beteiligt.
Die Beschwerden, die eine Frau in den Wechseljahren bekommen kann, sind sehr unterschiedlich in ihrer Ausprägung und ihrer Stärke. Nicht jede Frau benötigt aufgrund dieser Beschwerden Hormone. Häufig kann mit pflanzlicher Therapie eine deutliche Besserung der Beschwerden erzielt werden.
Bei starken Beschwerden ist die Hormontherapie aber immer noch das Mittel der ersten Wahl. Dann ist die Hormontherapie eine Möglichkeit, die Beschwerden der Wechseljahre schnell und effektiv zu lindern.
Bei langfristiger Einnahme, in der Regel wird von einem Zeitraum von mehr als fünf bis zehn Jahren gesprochen, zeigen unterschiedliche Untersuchungen ein etwas erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Es findet immer eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien statt, die oft gegenteilige Ergebnisse erzielen. Deshalb ist es wichtig, dass eine Hormontherapie immer von den individuellen Beschwerden ausgeht und nicht wahllos als vorbeugende Therapie eingesetzt wird. Außerdem gehört sie unbedingt in die „Hand eines Spezialisten“.
Für eine Hormontherapie gibt es grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten. Die Auswahl an Tabletten, Pflastern, Sprays, Gels, Salben, Cremes und Spritzen ist groß. Darum kann die Therapie auch ganz individuell auf die Bedürfnisse der Frau abgestimmt werden. Standardtherapien können nur bedingt eingesetzt werden.
Zu Beginn der Hormontherapie kann es zu Nebenwirkungen wie Wassereinlagerung und Spannungsgefühl in der Brust kommen. Die individuell richtige Einstellung muss erst gefunden werden. Bei einer einschleichenden Dosierung treten Nebenwirkungen selten auf. Besprechen Sie Ihre Beschwerden mit Ihrem Arzt und schildern Sie, welche Probleme auftreten. Meistens verschwinden die Nebenwirkungen nach einer gewissen Zeit oder können durch eine Umstellung der Therapie gemildert werden. Medikamente müssen auf die individuellen Bedürfnisse von Betroffenen eingestellt werden. Das gilt auch und gerade für die Hormontherapie.
Zum Brustkrebsrisiko: Es ist erwiesen, dass das Brustkrebsrisiko durch Hormontherapie über mehrere Jahre (!) ansteigt, allerdings nicht in dem Ausmaß wie allgemein befürchtet. Leider erhöhen Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Alkoholgenuss das Risiko auch und zwar wesentlich deutlicher als die Hormontherapie. Die vor Jahren aufgetauchte „Katastrophenstudie“ über Hormontherapie ist inzwischen durch neueste Ergebnisse widerrufen, leider wurden die neuesten Erkenntnisse nicht so kommuniziert und es herrscht immer noch unbegründete „Hormonangst“.
Wer Hormone braucht, soll sie nehmen, so wenig als möglich, so kurz als möglich und richtig abgestimmt. So ist das Risiko am geringsten.

Scheidentrockenheit:

Der sinkende Östrogenspiegel macht sich bei manchen Frauen erst Jahre nach der letzten Blutung bemerkbar. Dann ist häufig ein brennendes und juckendes Gefühl in der Scheide ein Grund, zum Arzt zu gehen. Manche Frauen geben an, ein Ziehen nach unten wie durch ein Gewicht und Schmerzen im Unterbauch zu spüren. Diese Beschwerden sind häufig (aber nicht nur!) auf die trockenen Schleimhäute zurückzuführen, die eine typische Auswirkung des Östrogenmangels sind. Auch Scheidenentzündungen und vermehrter Harndrang oder Harnwegsinfekte kommen häufig vor. Nicht selten ist auch der Geschlechtsverkehr beeinträchtigt.
Für diese betroffenen Frauen wird eine lokale Therapie empfohlen. Dafür stehen Scheidenzäpfchen oder Cremes zur Verfügung.
Es gibt eine Vielzahl von Zäpfchen mit Hyaluronsäure (das „Schmiermittel“ unserer Gelenke) oder Cremen mit pflanzlichem Inhalt, die je nach Stärke der Beschwerden sehr gut helfen können.
Wenn das zu wenig ist:
Die lokale Anwendung von Östrogenen behebt die örtlichen Beschwerden, sie hat aber nur eine sehr geringe Wirkung auf den Rest des Körpers, da das Östrogen in der Lokaltherapie nur in geringem Maß vom Körper aufgenommen und schnell wieder abgebaut wird.

Wie lange soll eine Hormontherapie durchgeführt werden?

Eine Therapie sollte beendet werden, wenn dafür kein direkter Grund (Wechseljahresbeschwerden) mehr vorhanden ist, da präventive Maßnahmen gegen Osteoporose oder andere Erkrankungen mit anderen Mitteln ebenfalls erreicht werden können. Es wird sehr individuell geprüft, ob noch eine Therapienotwendigkeit besteht. Außerdem hängt die Therapiedauer auch davon ab, welche Form der Hormontherapie gewählt wurde. Sie sollten etwa einmal im Jahr die Therapie reduzieren versuchen, wenn die Beschwerden wieder auftreten, machen Sie weiter, wenn sie nicht mehr zurück kommen, haben Sie es „überstanden“.
Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle durch den Frauenarzt. Gehen Sie zwei Mal jährlich zum Arzt und lassen Sie sich gründlich untersuchen. Dazu gehört sowohl eine Brustuntersuchung, als auch eine Vaginal-Untersuchung. Unter Hormontherapie sollte außerdem regelmäßig eine Mammografie durchgeführt werden. Die Selbstuntersuchung der Brust gehört zum monatlichen Ritual, dass jede Frau einhalten sollte. Ängste, Befürchtungen und körperliche Beschwerden sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen.
Eine Hormontherapie sollte nicht abrupt beendet werden. Setzt man jahrelang eingenommene Hormonpräparate plötzlich ab, so kommt es fast immer zu Entzugserscheinungen in Form von Wechseljahrbeschwerden. Diese Beschwerden lassen sich weitgehend vermeiden, indem man das Hormonpräparat langsam „ausschleicht“. Erreichbar ist das, indem Sie, für die Dauer von zirka drei Monaten die Dosis reduzieren, eine geringere Dosis der Tablette, des Pflasters oder eine geringere Menge des Gels, Nach weiteren drei Monaten gelingt es dann meist, die Therapie zu beenden. Handeln Sie aber nicht eigenmächtig, sondern besprechen Sie dieses Vorgehen vorher mit Ihrem Arzt.
Vielfach empfinden Frauen die Wirkungen der Hormontherapie als plötzlichen Segen. Die Wechseljahresbeschwerden lassen in der Regel stark nach. Die Zyklusunregelmäßigkeiten verschwinden durch die hormonelle Regulation. Hitzewallungen gibt es kaum noch und wenn, dann meistens in sehr leichter Form. Die Konzentrationsfähigkeit verbessert sich.
Die Nervosität und Übermüdung nimmt ab, psychische Verstimmungen gehen zurück. Die Haut ist glatter. Sexuelle Bedürfnisse erwachen wieder, weil die Scheide nicht mehr so trocken ist.